Beim Toxy ZR handelt sich um einen „Tieflieger“, bei dem die Sitzposition sehr niedrig ist. Das ZR ist gleichzeitig ein „Kurzlieger“, mit kurzem Radstand.
Einsatzbereich:
Ich verwende das TOXY vorzugsweise zum Pendeln zur Arbeitsstelle. Dabei lege ich einfach 42km ohne nennenswerte Steigungen zurück. – Die Nutzung setzt passable Wetterbedingungen voraus, denn bei Nässe ist der Tieflieger eine Dreckschleuder, weil man sich direkt hinter und auf Höhe des Vorderrades befindet. – So, wie beim „normalen“ Fahrrad die Beine.
Technische Informationen:
Technische Informationen können der Herstellerseite des Fahrrades entnommen werden. https://www.toxy.de/index.php/de/produkte/toxy-zr
Umfassende Informationen zu Kurzliegern finden sich auf Wikipedia unter folgendem Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Tieflieger?wprov=sfla1
Mein ZR ist mit einem Aero-Heckkoffer ausgestattet. Für den Transport von Kleinigkeiten und leichtem Gepäck ist er bestens geeignet und sehr praktisch. Ich bilde mir zumindest ein, dass das Rad durch den verbesserten Strömungsabriss geringfügig schneller ist. Das tatsächliche Transportvolumen ist geringer als von außen einzuschätzen ist, weil dieses durch den Radkasten des Hinterrades eingeschränkt ist.
In das vordere Kettenblatt ist ein mit der Ferse schaltbares, zweistufiges Planetengetriebe verbaut (Schlumpf High Speed Drive). Auch große Steigungen können mit geringem Drehmoment gefahren werden, bei gleichzeitig feiner Abstufung der Übersetzung. Andere Schaltungsvarianten sind möglich (Pinion, Rohloff, Umwerfer, ..)
Das Vorderrad ist angetrieben, das Hinterrad mit einer gefederten Einarmschwinge mit dem Rahmen verbunden.
Pro:
- Extrem bequeme, entspannte Sitzposition (Gesäß, Schultern, Rücken, Handgelenke)
- Die kleinere Frontfläche bedingt einen deutlich geringeren Luftwiderstand
- Sehr kurzer Bremsweg ohne über den Lenker zu kippen.
- Hohe Kurvengeschwindigkeiten, ohne dass Pedale den Boden berühren können
- Geringe Sturzhöhe, sollte es zu einem Sturz kommen.
- Bei Stürzen sind die Füße vorn, nicht der Kopf.
- Im Stand ist (auch) bequemes Abstützen mit den Händen oder den Beinen im Sitzen möglich.
- Das Liegerad kann auf Touren den Campingstuhl ersetzen, wenn man es mit einem dünnen Seil und 2 Zeltnägeln abspannt.
Contra:
- Schlechterer Überblick über die Straßenverhältnisse und das Verkehrsgeschehen durch niedrige, rückwärtige Sitzposition. Dies spielt im mitunter unübersichtlichem Stadtverkehr eine Rolle, aber nicht im normalen Überlandverkehr.
- Man befindet sich mit seinem Kopf auf Augenhöhe mit Hunden 😉 .
- Gefahr des Verdecktwerdens durch niedrige Silhouette (Zäune, Mauern).
- Körperposition direkt hinter dem Vorderreifen führt zu Verschmutzungen bei nasser Fahrbahn.
- Fahrspaß erfordert guten Straßenbelag, Schotterstrecken sind nur schlecht befahrbar.
- Die Laufgeräusche des Schlumpf-Kettenblattes sind mitunter störend. Ein Mountaindrive wäre die bessere Alternative weil dieses in der Schaltstufe untersetzt und somit seltener gefahren würde.
- Das Anfahren und das Fahren bei sehr niedriger Geschwindigkeit müssen am Anfang trainiert werden.
- Das Balancieren (an extremen Steigungen) bei sehr niedriger Geschwindigkeit erfordert höhere Konzentration.
- Der fahrbare Mindestkurvenradius ist ausreichend, aber nicht so klein wie an einem normalen Fahrrad. Enge Wendemanöver sind schwieriger.
- Das gleichzeitige Treten bei engen Kurven ist nicht möglich, da die Knie den Lenker berühren.
- Ein (sehr unwahrscheinlicher) Chain Suck zwischen Kassette und Vorderrad bei hoher Geschwindigkeit führt zum Sturz weil das Vorderrad blockiert.
- Das Durchfahren tiefer Schlaglöcher oder Straßenkanten kann nicht durch Aus-dem-Sattel-gehen mit den Beinen abgefedert werden.
- Bei schwer beladenem Heckkoffer ist es mitunter schwierig Balance zu halten, da Last-Schwerpunkt und Kraftangriffspunkt der Balancekraft in einer ungünstigen Lage zueinander stehen. Die Hebelverhältnisse sind ungünstig. Wenn das Rad kippt, muss mit großer Kraft gegengehalten werden.
Fazit:
Die Quantität der Nachteile überwiegt die der Vorteile. Man muss Vor- und Nachteile jedoch auch gewichten! Für mich überwiegen die Vorteile in den Einsatzbereichen, für die ich das Toxy verwende. Das sind schnelle Überlandfahrten auch in hügeligem Gelände mit mäßigem Gepäck bis 10 kg. Mein Rennrad verwende ich durch das Toxy nur noch sehr selten.
Im Stadtverkehr ich das ZR nicht die erste Wahl. Auch wenn durch eine veränderte Fahrweise manche Nachteile kompensiert werden können. Ich muss mir z.B. mehr Platz auf der Fahrbahn nehmen, um nicht übersehen zu werden. Dies führt mitunter zu Problemen mit Kraftfahrern die sich in ihrem Raumspruch gestört fühlen und deren präfontaler Cortex nicht voll entwickelt ist, mit dem Ergebnis fehlender Impulskontrolle.
Erfahrungen mit dem ZR als Reiserad
Natürlich kommt es auf die Reise an! Streckenführung, Gepäck, Straßenbelag, – um nur einige Faktoren zu nennen. Das ZR taugt nicht um Pisten in der Mongolei oder die Wildnis Alaskas mit schwerem Gepäck zu befahren.
Um bei gut ausgebauten Straßen innerhalb Deutschlands oder Europas möglichst schnell, weite Entfernungen zurückzulegen, ist das ZR jedoch ideal!
Natürlich ist das Gepäck zu beschränken und es darf nicht die komplette Campingausrüstung mitgeschleppt werden. Die Kunst besteht darin, sich auf das Wichtigste zu beschränken und nicht darin für jede Eventualität gerüstet zu reisen und dabei den halben Outdoorshop mitzuschleppen. Das Gewicht des Gepäcks muss nach meiner Auffassung unter 10kg bleiben (Wasser unberücksichtigt) sonst leidet der Fahrspaß zu sehr.
Außerdem ist dringend zu beachten, die schwersten Gepäckstücke (Zelt, Trinksystem, Schlafsack, Werkzeug) möglichst weit unten im Heckkoffer zu platzieren, damit der Schwerpunkt des Gepäcks möglichst niedrig bleibt.
Sitzkomfort und Bequemlichkeit sind unbeschreiblich und auch der Wirkungsgrad beim Treten (Luftwiderstand) ist phantastisch. Dadurch sind große Distanzen sehr gut zu überwinden. Mit Rennrad und kleinem Gepäck zu radeln ist aufgrund der eingezwickten Sitzposition wesentlich (!) unbequemer. Mit dem ZR kann nicht nur schneller, sondern auch länger geradelt werden!
Trekking-Räder sind deutlich langsamer, insbesondere bei Gegenwind, denn die Frontfläche wird nicht nur durch die aufrechte Sitzposition sondern auch durch die seitlich angebrachten Taschen massiv erhöht.
Tipps und Kniffe:
Anbringung von Powerbank und Samsung S7
- Eine Powerbank fixiere ich mit selbstklebendem Klettband
Bohrung für Schlauch des Trinksystems
- Der Heckkoffer ist mit einer Bohrung versehen, durch den ich den Schlauch des Trinksystems führe
Abspannen um das Toxy als Liegestuhl zu nutzen
- Mit zwei Zeltnägeln abgespannt ist das Toxy als Sitz nutzbar ohne mit den Beinen ausbalanciert werden zu müssen.
Schieben des ZR – zwei Varianten
- Je nach eigener Körpergröße kann das ZR am Lenker geführt werden
- Alternativ an den Tretkurbeln anheben und wie eine Schubkarre auf dem Hinterrad schieben.
Aufheben und Tragen des ZR
- Mit Heckkoffer kann das Toxy an Lenker und Sitz angehoben und auf dem Kopf stehende auf die Schulter geschwenkt werden
