Über den Thüringer Wald nach Erlangen

Tag 27 und 28

Auf meiner letzten Etappe lege ich 344km bei 1752hm zurück. Ich biwakiere nur 2 Stunden, da ich das für tagsüber vorhergesagte Regenband ruhend/schlafend „auszusitzen“ plane.

Eine Rampe von 10% kann ich nur noch schiebend überwinden. Vor dem Hauptanstieg weisen Schilder wegen einer Streckensperrung auf eine kraftraubende Umleitung hin. Wie werde ich mich ärgern, wenn ich umkehren muss? – Ich entscheide mich erfolgreich, die Umleitung zu ignorieren.

Trotz einsetzenden Regens entschließe ich mich weiter zu fahren. Bergauf ist das mit Schaumdeckel verschlossener Einstiegsluke kein Problem. Nur der Kopf schaut heruas, der Rest des Körpers ist vor Kälte und Nässe geschützt, aber dennoch schweißnass.

Langsam kurble ich mich durch schöne Landschaft bis zum höchsten Punkt meiner Reise. Ich bin überglücklich, doch folgt die Ernüchterung! Die Abfahrt nach Kronach ist gesperrt!! Umleitung! Wieder muss ich entscheiden! Wenn die Strecke unpassierbar ist, wieder zurück und nochmals den Anstieg hinaufkurbeln? Meine Nerven liegen blank!

Ich wage die Abfahrt! Es folgt ein Schild „gesperrt für Fahrräder“ ! Normalerweise ignoriere ich das Zeichen nicht, doch fahren wegen der  Baustellen-Sperrung  nur wenige Autos. Der Radweg streckenbegleitende Radweg folgt der Straße  extrem steil bergauf und bergab verlaufend! Selbst bei der Abfahrt sind steile Aufstiegsrampen zu fahren.  Wer plant derartige  unfahrbare Radwege (B85 Frankenwaldhochstraße)?

Bei der rasanten Abfahrt bemerke ich ein schwammiges, zum Übersteuern neigendes Fahrverhalten des VM. Ich bremse vorsichtig und prüfe den Luftdruck des Hinterrades. Das Hinterrad hat Luft verloren.

Bitte keinen Platten bei Nässe, Kälte, vollem VM, Müdigkeit, so kurz vorm Ziel nach 3000km pannenfreier Fahrt. Und dann auch noch *hinten*, wo Reparaturen eher zeitraubend und schwierig sind!
Ich bin froh tubeless mit Dichtmilch zu fahren. Der Luftdruck hat sich auf niedrigem Niveau stabilisiert. Ein plötzlicher Luftverlust am Hinterrad von Velomobilen kann extrem gefährlich sein, da sie u.U. zu völligem Kontrollverlust führen.

Mit dem wasserdichten Kleidersack bocke ich das Velomobil hinten auf, lege mich auf meiner Plane in die Nässe und inspiziere sorgfältig das Hinterrad. Es ist keine entweichende Dichtmilch sichtbar, also kein Defekt erkennbar.Ich entschließe mich auf „nur“ 6bar nachzupumpen, in der Hoffnung, dass das Dichtmittel das Loch dauerhaft verschlossen hält und fahre vorsichtig weiter.

Ich durchfahre die Straßensperrung. Der Straßenbelag ist nachfolgend auf etlichen Kilometern völlig neu und eben jedoch ohne Markierung. Wäre diese Strecke echte Baustelle, hätte ich ein riesiges Problem . So ist es wahnsinniges Glück!

Bei einsetzendem Verkehr befahre ich die B289 und bin heilfroh sie wieder verlassen zu können. Dennoch stehen mir noch einige gemeine Höhenmeter bevor. Ich bin ich völlig entkräftet, übermüdet und will gleichzeitig trotzdem heim!

Die letzten 40km erspare ich mir, indem ich mein Velomobil in Bamberg an meinem Arbeitsplatz abstelle, mir ein Brompton  für die Rückfahrt ausleihe und mich von meiner Frau mit dem Auto abholen lasse. Noch während der Fahrt schlafe ich ein. Ich werde Mitte der Woche zur Arbeit fahren und  mein Velomobil dabei abholen.

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