05.08.17: Ab Hildburghausen befinde ich mich auf dem Werratal-Radweg. Dieser schlängelt sich dicht an der Werra entlang und ist als Rad-Wanderweg konzipiert. Landschaftlicher Genuss und geringe Verkehrsdichte waren bei der Auslegung wichtiger, als schnelles Vorankommen. Gelegentlich sind schöne Rastmöglichkeiten eingerichtet.
Das Werratal ist noch eng. Kleine, gepflegte Dörfer mit hübschen Fachwerkhäuser hinter liebevoll gepflegten Vorgärten säumen den Weg.
Die Infrastruktur des Radweges ist gut ausgebaut. Kleine Picknick-Plätze laden zum Verweilen. Meine Mittagspause verbringe ich auf einem solchen Platz liegend, als es wieder beginnt zu regnen. Als Regenschutz stelle ich meinen eigens für die Reise beschafften, Angler-Regenschirm über mich. Das Prasseln der Regentropfen hat eine beruhigende Wirkung und ich schlafe ein.
Mein Etappenziel ist Meiningen. Um noch vor Einbruch der Dunkelheit anzukommen weiche ich auf die die Bundesstraße aus. Um von den Autofahrern besser wahrgenommen zu werden kaufe ich an einer Tankstelle eine Warnweste, die ich hinten an meine Anhänger hänge.
Beim Einkauf stelle ich fest, dass ich meine Kamera irgendwo liegen lassen habe. Ich ärgere mich, kann mich aber auch nicht erinnern, wo mir das passiert ist. Die Kamera zu suchen erscheint mir sinnlos.
Der Campingplatz ist in Meiningen etwa 140hm oberhalb der Stadt gelegen. Auf dem kürzesten Weg quäle ich mich mit meinem schweren Gefährt hinauf. Kurz vor dem Ziel wird die Straße zu einem extrem steilen, schmalen, asphaltierten Weg.
Ich muss schieben. – Meine Beinkraft und die Reibung zwischen meinen Schuhen und dem Asphalt reichen nur knapp aus, um nach oben zu kommen.
Kurz vor dem Ziel versperrt mir eine Treppe den Weg! Ich bin gleichzeitig frustriert, wütend, verzweifelt und ratlos.
Ein Seitentor zum Campingplatz lässt sich von hilfsbereiten Campern auch von innen nicht öffnen. Ich muss abwägen, das Gepäck in Einzelteilen die Treppe hoch zu tragen oder wieder den Berg hinab zu fahren und einen anderen Weg zu wählen.
Ich entscheide mich abzufahren.
Völlig entkräftet erreiche ich beim zweiten Versuch den Campingplatz.
An Abendessen ist nicht mehr zu denken, denn das Restaurant ist mittlerweile geschlossen. Ich bin froh, dass ich an der Rezeption noch ein Bier kaufen kann, nach dessen Genuss ich jedoch in kürzester Zeit angetrunken bin.